Fluwa – Flugwachen

Etwa ab 1931 wurden durch die damalige Reichswehr im Abstand von etwa 10-15 km Flugwachen zur Luftraumbeobachtung eingerichtet. Aufgabe war es, anfliegende Flugzeuge sowie die Wetterverhältnisse an das zuständige  Flugkommando zu melden.

Der gesamte deutsche Luftraum wurde von unzähligen Flugmeldediensten zu Lande und bis weit auf das Meer hinaus durch zahlreiche Vorpostenboote in einem flächendeckenden Netz von Flugwachlinen überwacht. Jede dieser Flugwachen war durch eine Telefonleitung mit dem im Flugmeldebereich zuständigen Flugwachkommando verbunden. Hier wurden ankommende Flugmeldungen aufgenommen, ausgewertet und die Ergebnisse telefonisch oder per Flugmeldefunkspruch an die Dienststellen der Luftverteidigung, der Luftschutzwarnzentralen und den Nachbarflugwachkommandos weitergegeben. Jedes einzelne Flugzeug wurde vom Augenblick des Einfliegens in den deutschen Luftraum optisch und mit Radargeräten erfasst und der Flugweg mit genauer Uhrzeit auf entsprechenden Karten eingezeichnet. Die Verantwortlichen der Luftverteidigung konnten durch die Erfassung und Aufzeichnung der feindlichen Einflüge beurteilen, welche Maßnahmen eingeleitet werden mussten. Je nach Beurteilung der Lage wurden die Luftverteidigungskräfte alarmiert und die Luftschutzwarnzentralen zur Warnung der Bevölkerung angewiesen. Zur Verhinderung der irrtümlichen Bekämpfung eigener Flugzeuge wurden durch die Flugwachkommandos Start- und Flugwegmeldungen der eigenen Verbände, Einheiten und einzelner Maschinen an die in ihrem Bereich befindlichen Fliegerhorste, Flugplätze und der Flugabwehr gemeldet.

Deutschland, Flugmeldedienst – Flugwachen 1939, Band 1, S. 139

Die FIugwache (Fluwa) ist die Stelle im Gelände, von wo aus der Beobachtungsposten den Himmel nach feindlichen Flugzeugen absucht und sie gegebenenfalls seinem Flugwachkommando (Fluko) meldet. Entsprechend dieser Aufgaben muß bei Erkundung von Flugwachen besondere Aufmerksamkeit auf gute Sicht, Hörmöglichkeit einerseits und gute Sprechmöglichkeit mit der zuständigen Meldesammelstelle (Flugwachkommando) andererseits angewandt werden. Es ist mithin darauf zu achten, daß derartige Posten auf erhöhten Geländepunkten, abseits von irreführenden Geräuschquellen wie: Quellen, Hauptverkehrsstraßen, Eisenbahnstrecken, Telegraphen- leitungen usw. liegen. Wo dies nicht möglich ist, sind Stellungen, selbst auf die Gefahr hin, daß es auf Kosten der Sicht geschieht, zu wählen, denn wird der feindliche Flieger nicht dicht über der Erde fliegen, sondern immer versuchen, möglichst hoch sein Ziel zu erreichen. Der Abstand der Flugwachen untereinander beträgt 10 bis 12 km. Im Ausland sind die Abstände der Flugmeldeposten ungefähr ebenso groß.

Der Abstand der Flugwachenketten voneinander beträgt ungefähr 80 km. Das Eingangs erwähnte, über Deutschland ausgebreitete Maschennetz besteht theoretisch gesehen, aus Quadraten, deren einzelne Seiten etwa 80 km lang sind. Die Entfernung von 80 km ist auf Grund taktischer und nachrichtentechnischer Erprobungen gewählt. Taktisch spielt dabei die Flugzeuggeschwindigkeit  eine wesentliche Rolle. Die Entfernung von 80 km entspricht bei 200 Stundenkilometern einer Zeit von etwa 30 Minuten. Es kann angenommen werden, daß innerhalb dieser Zeit ein ein bestimmtes Ziel anfliegendes Geschwader seine Flugrichtung nicht mehr wesentlich ändert. Andernfalls müßte es nach kurzer Zeit auf irgendeine andere Flugwachenkette stoßen, so daß jedes Flugzeug kursmäßig verfolgt werden kann.

Flugmeldenetz im RPD -Bezirk Königsberg

Nachrichtentechnisch ist der Gesichtspunkt maßgebend, daß innerhalb eines Raumes von 80 qkm in jedem Falle noch verhältnismäßig gute Verbindungsmöglichkeiten bestehen.

Die Ausrüstung der einzelnen Flugmeldedienststellen ist infolge der bei der Bearbeitung der Meldungen zu erfordernden Schnelligkeit sehr einfach. Die Flugwache ist i. A. auszurüsten mit einem Kartenblatt großen Maßstabes (Flugwache mit nächster Umgebung) 1 : 25 000 oder 1 : 100000, einer wetterfesten Melderose, einer Melderose für die Karte, Sonnenbrillen, Ferngläser, Meldeblocks, Schreibmaterial.

Die Unterbringung der Flugwachen geschieht zweckmäßig in der Nähe des eigentlichen Beobachtungspostens. Wo die vorhandene PostIeitung nicht bis zum Meldeposten geleitet ist, wird durch eine Stichleitung für Anschluß an den in Frage kommenden Teilnehmeranschluß gesorgt.

Flugwachen bestanden aus einem Beobachtungsturm (Melderose, Auge – Ohr) und einem Blockhaus, das als Unterkunfts- und Ruhebereich diente. Auf der Aussichtsplattform hatte man auf einem Gestell ein großes Fernglas montiert. Die Hütte stand in Wäldern und war von außen kaum zu sehen. Der Innenbereich bestand aus einer großen Stube und einem angrenzenden kleinen Raum. In der großen Stube standen 2 Etagenbetten, Schreibtisch, Feldtelefon und 1 Ofen.

Das Personal bestand zunächst aus Freiwillige anliegender Ortschaften der näheren Umgebung. Im Jahre 1935 wurden die „Luftraumbeobachter“ als Soldaten der Reserve dienstverpflichtet und die Flugwachen den jeweiligen Wehrbereichskommandos  unterstellt. Ab 1939 betrieben Soldaten der Luftnachrichtentruppe die Flugwachen, das Personal wurde später durch Nachrichtenhelferinnen (Blitzmädel) ersetzt. Mittags brachten die Kinder ihren Vätern, die gerade Dienst verrichteten, mit dem Henkelmann das Essen.

Die Flugwache war von jeweils 2 Soldaten rund um die Uhr im Schichtdienst besetzt. Sie hatten die Aufgabe, feindliche Flugzeuge zu erspähen und zu melden. Als Verbindung zwischen der Aussichtsplattform und dem Schreibtisch diente ein Sprachrohr. Wurde ein Flugzeug gesichtet, mußte der Soldat auf der Plattform mit dem Fernglas erkunden, um welche Art es sich handelte und ob und mit wieviel Bomben es bestückt war. Anschließend meldete er es mittels Sprachrohr dem Soldaten, der in der Hütte am Schreibtisch saß. Dieser notierte alles und meldete es mit dem Feldtelefon weiter zum zuständigen Flugwachkommando.