Als wir 2006 in der toskanischen Pampa wegen einer Panne mit unserem Motorroller liegen blieben, war das Multitool, das wir zufällig dabei hatten, unsere Rettung. Mit dem Zangenteil konnten wir die notwendige Reparatur vornehmen, wodurch die Weiterfahrt gesichert war. Dies war bestimmt das Schlüsselerlebnis, doch ein besonderes Augenmerk auf die mitzu-führende Ausrüstung zu lenken.
In Sachen Ausrüstung hat mit Sicherheit jeder seine persönlichen Erfahrungen. Es gilt auch hier Murphy`s Gesetz: Das Tool, das benötigt wird liegt zu Hause, was nicht benötigt wird schleppt man mit sich rum. Obwohl es doch wenig benutzt wird, haben wir ein kleines Werkzeugtool immer mit dabei. Nachfolgend mal einiges, was man bei einer Anschaffung beachten sollte.
Taschenmesser
Ein Taschenmesser ist ein Messer, dessen Klinge zum gefahrlosen Transport in eine Fuge des Heftes geklappt werden kann. Das populärste Taschenmesser ist das Schweizer Taschenmesser mit mehreren Klingen und weiteren Werkzeugen. Hergestellt wird es von den Schweizer Firmen Victorinox aus Ibach, und Wenger aus Delémont.
Multifunktionswerkzeug
Das Multifunktionswerkzeug, umgangssprachlich Multitool genannt, ist ein Werkzeug, das viele verschiedene Einzelwerkzeuge in sich vereint. Bekannteste Beispiele sind Zangenwerkzeuge mit zusätzlich ausklappbaren Werkzeugen wie Schraubendreher, Dosenöffner und Messer. Die populärste Bauart des Multitools, mit einer Zange als zentralem Element und weiteren Werkzeugen im Griff, wurde 1978 von Timothy S. Leatherman zum Patent angemeldet und wird seitdem über die US-amerikanische Firma Leatherman vertrieben. Weitere bekannte Hersteller solcher Werkzeuge sind Victorinox(Schweiz), Gerber (USA) und SOG (USA).
Weniger ist mehr
Diese Weisheit gilt auch bei der Wahl des Multitools für unser Hobby. Bevor ihr einfach drauf loskauft schaut Euch die kleinen Tools und Messer von Victorinox und Leatherman an. Diese Teile enthalten alles, was man benötigt: Zange, Pinzette, Messer, Schraubendreher und sogar einen Kugelschreiber. Das Ganze mit einer kleinen Taschenlampe und einem Inka-Kugelschreiber mittels Schlüsselring am GPS-Gerät oder um den Hals ist man bestens gerüstet für das nächste Abenteuer.
Im Bild: Garmin ETrex 30, LED-Lenser A2, NoName Mini-Tool, Inka-Pen, Victorinox „Manager“
Größer, teurer und schwerer
Es spricht selbstverständlich nichts dagegen, auch ein Taschenmesser oder Multitool in normaler Größe ständig mit sich zu führen. Hier sollte man sich vor einer Anschaffung überlegen, was an integrierten Zusatzwerkzeugen benötigt wird und wieviel Geld man ausgeben möchte. Einfache Tools mit den Grundwerkzeugen (Zange, Messer, Schraubendreher Kreuz/Schlitz, Dosenöffner) sind bereits ab etwa 10,00 Euro erhältlich.
Für den Radsport gibt es bereits Multitools, in denen alle für eine Notreparatur benötigten Wekzeuge enthalten sind. Neben zwei Montierhebel für die Radreifen als Griffschalen wurde sogar an einen Nietenschieber für die gerissene Fahradkette gedacht.
Qualität hat selbstverständlich seinen Preis und möchte man darauf nicht verzichten, muß tiefer in die Geldbörse gegriffen werden. Die Angebote der oben genannten Hersteller reichen von etwa 30,00 Euro bis hin zu 200,00 Euro, wobei der Preis von der Größe bzw. die Werkzeugausstattung des jeweiligen Tools bestimmt wird.
Zugegeben, so ein Tool mit vielen Werkzeugen ist schon ein echter Hingucker, aber jedes zusätzliche Werkzeug hat neben dem Preis auch sein Gewicht. Da wir keine Bombe entschärfen, oder Geldschrank knacken wollen, sollte geprüft werden, was genau benötigt wird. Irgendwann ist man es leid, ein Tool mit unendlich vielen und für uns unnütze Werkzeugen mit sich herumzuschleppen und es wandert in die Werkzeugkiste.
Mit den nützlichsten Grundwerkzeugen bestückt, bringen die Modelle Wave und Surge der Fa. Latherman etwa 340 Gramm, das Modell Swisstool der Firma Viktorinox sogar 460 Gramm auf die Waage. Verzichten wir auf einige Werkzeuge, rückt das Letherman Skletool in den Fokus, das mit 140 Gramm ein echtes Leichtgewicht ist. Diese Unterschiede machen sich auch im Preis bemerkbar; die Modelle Wave, Surge und Swisstool liegen etwa bei 90 bis 120 Euro, das Skeletool ist bereits für etwa 60 Euro erhältlich. Das Skeletool verfügt über die obligatorische Zange, eine Messerklinge (Einhandmodus!), einen Schraubendreher (Bithalter) sowie einen Kapselheber für`s Kaltgetränk, der gleichzeitig als Karabinerhaken zum Einhängen genutzt werden kann.
Gleichwohl muß jeder für sich entscheiden, was für ein Multitool für welche Gelegenheit und Aufgabe benötigt wird. Unlängst bekam ich zur Verabschiedung aus dem Berufsleben von meinen Mitstreitern das Leatherman Wave II als Geschenk, wofür ich mich an dieser Stelle noch einmal herzlich bedanken muß. Das Tool ist gut am Gürtel zu tragen, war schon mehrmals wirklich nützlich und ist zur EDC (Every Day Carry) so selbstverständlich wie Brille, Geldbörse, Schlüsselbund und Handy.
Ausstattung und Zubehör
Die Taschenmesser und Multitools werden im Regelfall mit einer Tasche bzw. einem Gürtelholster ausgeliefert. Je nach den Herstellern und ihren Modellen gibt es auf dem Zubehörmarkt zusätzlich Funktions-taschen aus unterschiedlichsten Materialien. unterschiedlichen Materialien. Victorinox bringt z. B. sein SwissTool C mit einer Bitratsche und 10 Biteinsätzen, verstaut in einem aufwendigen Lederetui heraus.
Bei vielen Leatherman-Modellen besteht der Schraubendreher aus einem Bithalter, der mit einem Bit Kreuz/Schlitz bestückt ist. Ein 24-teiliges Bit-Set (flach) wird als Zubehör angeboten. Für die Nutzung von Sechskant-Bits gibt es zusätzlich eine Bithalter-Verlängerung. Wer es aber billiger haben möchte, der feilt sich einen vorhandenen Bithalter so zurecht, dass er in die Halterung des Tools paßt.
Alles was Recht ist
Einige Multitools besitzen die Einhandmesserfunktion (Öffnen der Messerklinge durch Hochschieben mit dem Daumen). Der Gesetzgeber verbietet durch das Waffengesetz Messer mit einhändig feststellbarer Klinge (Einhandmesser) zu führen. Multitools fallen in ihrer Zweckbestimmung unter Werkzeuge und nicht unter Messer. Daher findet der § 42a (1) Nr. 3 hier keine Anwendung.
Das Waffengesetz lässt aber bei Messer eine entscheidende Ausnahme im Sinne des legalen Führens zu. Bei einem berechtigten Interesse greift das Verbot nicht. Das Waffengesetz nennt hierfür beispielhaft: Berufsausübung, Brauchtumspflege, Sport oder einen allgemein anerkannten Zweck. Die Aufzählung ist nicht abschließend, so dass jeder sozialadäquate Gebrauch von Messern weiter möglich ist.
Gleichwohl erfüllen wir durch unser Hobby ein berechtigtes Interesse gem. § 42a (2) Nr. 3 wodurch allgemeine anerkannte Zwecke wie Wandern, Fahrradwandern, Campen, Bergsteigen oder Klettern vorliegen. Will man ganz sicher gehen, dann wird das Tool nicht am Gürtel oder in der Hosentasche geführt, sondern in der Umhängetasche oder im Rucksack transportiert.
Auch wenn das Waffengesetz nicht greift, kann die Polizei gefahrenabwehrende Maßnahmen nach dem Polizeirecht des jeweiligen Landes ergreifen. Zudem können noch Bestimmungen des Straf-, oder Versammlungsrechts, sowie Sicherheitsbestimmungen in gefährdeten Objekten hinzu kommen. Daher lassen wir beim Betreten von ausgewiesenen Waffenverbotszonen der Städte, sowie beim Besuch von Großveranstaltungen oder Volksfesten unser Taschenmesser oder das Multitool zu Hause.
Auf Reisen
Bei Flugreisen gehören Taschenmesser oder Multitool – egal welche Größe – nicht ins Handgepäck, sondern in das aufzugebende Reisegepäck. Informiert Euch bei Auslandsreisen rechtzeitig über die jeweilige Gesetzeslage des zu besuchenden Landes über das Mitführen und den Gebrauch von Taschenmessern oder Multitools. Sollten hierüber keine eindeutigen Informationen über das betreffende Land vorhanden sein, dann laßt im Zweifelsfalle diese Gegenstände zu Hause. Unter dem Thema Messer im Urlaub findet ihr im Knife-Blog zahlreiche Übersichten zur Rechtslage in Europa.
Bezugsquellen und Herstellerinformationen
- Leatherman, USA
- Viktorinox, Schweiz
- Gerber Legendary Blades, USA
- Knife-Blog, Messer im Urlaub – Rechtslage in Europa 2017