Das monumentale Ehrenmal stand auf dem damals schönsten Platz Nienburgs an der Langen Straße/Ecke Bürgermeister-Stahn-Wall. Es war umgeben von einem Eisenstaket, der Platz selber war mit Blumenrabatten geschmückt. Ruhebänke wurden aufgestellt, um das Denkmal „in Muße zu beschauen“. 1894 bemerkte die „Nienburger Post“ dazu: „… will man sich setzen, sind alle Plätze von Kindermädchen und deren Schutzbefohlenen eingenommen“. Vor der Enthüllung des Denkmals am 2. September 1878, beschloss der Magistrat der Stadt, den Platz „Wilhelmsplatz“ zu nennen. Heute befinden sich auf dem Platz ein Springbrunnen und ein Spielpatz.
Errichtet wurde das Denkmal nach einem Entwurf von Professor Scherf, Lehrer an der damaligen Baugewerkschule, später Fachhochschule für Architektur und Bauingenieurs-wesen. Portastein, Obernkirchner Sandstein und schwäbischer Sandstein wurden verbaut, für die Ausführung der über 2 m großen Germania ein Hilfsmodell in gleicher Größe aus Gips gefertigt. Knappe 3000 Mark kostete das Denkmal. Ein Teil der Kosten wurde über eine Lotterie gedeckt. 2500 Lose sollten für je eine Mark verkauft werden. Hauptgewinn war eine Möbeleinrichtung bestehend aus einem Sofa, einer Kommode, sechs Stühlen und einem Sofatisch. Weitere Preise waren unter anderen Streichholzbehälter, ein Fegeblech, Zigarrenetuis, Zuckerschalen oder Spargelmesser. Bei einer Kollekte von Haus zu Haus wurden weitere 660 Mark gesammelt.
Das „Siegesdenkmal“ entstand in einer Zeit, in der die nationale Begeisterung für Kaiser und Vaterland allgemein stark verinnerlicht war. Mit dem Standbild der bekrönten Germania als Personifikation Deutschlands, in der Linken ein Schwert, in der Rechten ein Lorbeerkranz, gedachte Nienburg damals der Gefallenen der Kriege 1866 und 1870/71. „Nienburg. Seinen für das Vaterland gefallenen Söhnen“, wurde in den Sockel gemeißelt.
Das Schicksal der Statue der Germania ist ungeklärt. Sie sei, so ein Zeitzeuge, um 1936 abgebaut und eingelagert worden. Wohl aber ist der Sockel erhalten. Er steht heute auf dem Weserwall/Ecke Bürgermeister-Stahn-Wall hinter dem Finanzamt.
Fundstelle: Nienburg.de