- Objektname: Burg Wölpe
- Ortslage/LK: Wölpe/Erichshagen, Nienburg (Weser), Niedersachsen
- Nutzung: ca. 1200 – ca. 1700
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- Grafen von Wölpe (bis Anfang 1300)
- Graf Erich I. (ab 1523) Namensgeber für den Ort Erichshagen
- Zerstörung (1625) durch Feldherr Tilly, anschließend Schleifung
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- Ist-Zustand: Von der Burganlage ist der Burghügel erhalten geblieben.
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- Seit etwa 2012 finden dort historische Grabungsarbeiten statt.
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- Recherchen: 2014 Exkursion:
- Fundstellen: Wikipedia
- Die Harke – 17.02.2017 – Fundstücke bei Ausgrabungen
- Die Harke – 16.09.2017 – Bericht über Ausgrabungsarbeiten
Lage
Aktueller Zustand – Kartenauszug OpenStreetMap
Kartenauszug Google-Maps
Die Grafschaft Wölpe war im Mittelalter das Herrschaftsgebiet einer Adelsfamilie im mittleren Weserraum bei Nienburg/Weser, die 1302 erlosch. Der Sitz der Grafen von Wölpe war die heute ebenfalls nicht mehr bestehende Burg- und Schlossanlage im Nienburger Ortsteil Erichshagen-Wölpe am Bachlauf der Wölpe.
Burghügel der Burg Wöpe by Axel HH, Wikipedia
Das Geschlecht derer von Wölpe errichtete an der vermutlich nach ihnen benannten Stelle eine Burg. Wie ein Gemälde von 1823 zeigt, handelte es sich um eine Turmhügelburg, die in sumpfigen Gelände lag. An ihr floss schon damals die Bach Wölpe, ein Zufluss der Aller, vorbei.
Das Gewässer wurde zu breiten Gräften ausgebaut, die das Schloss an drei Seiten umflossen. In der ersten überlieferten Nennung von 1151 wurde die Burg als Wilipa bezeichnet, als sie zur Kirche in Minden gehörte. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts verlegten die Wölper Grafen ihr Festes Haus in das nahegelegene Drakenburg und später nach Neustadt am Rübenberge.
In der Hildesheimer Stiftsfehde zwischen 1519-1523 wurde die Burg Wölpe zerstört und danach von Herzog Erich I. als Schloss wieder hergerichtet. Er gründete nahe dem Schloss eine Siedlung, die nach ihm (Erich) und wegen der Dorfform eines Hagenhufendorfs (-hagen) als Erichshagen benannt wurde.
Trotzdem hieß der Ort lange Zeit im Volksmund Wölpe. 1624 besuchte der dänische König Christian IV. während des Dreißigjährigen Krieges das Schloss Wölpe. Ein Jahr später, 1625, wurde es von den Söldnertruppen des Feldherrn Tilly erobert und beschädigt. Wegen der Schäden wurde das Schloss nach dem Krieg geschleift und zum Amtsgebäude umgestaltet.
Im 19. Jahrhundert wurde ein weiteres Amtsgebäude nahe der Straße errichtet, das heute noch besteht. Es ist das ehemalige Amtsgerichtsgebäude, das an der Hauptstraße an der Zufahrt zum Burghügel liegt. Hier hatten der Amtmann und der Amtsschreiber ihre Arbeitsräume. Mehrere Scheunen und Ställe waren vorhanden, die für die Unterbringung der von den Bauern abzuliefernden Naturalien dienten. Und zu guter Letzt befand sich hier das Gerichtsgebäude mit einem Gefängnis. Die Richtstätte des Amtes befand sich auf dem Galgenberg in der Krähe.
Die Gebäude dienten langjährig als Försterei und sind heute Wohnhäuser. Die Siedlung Wölpe unweit des Amtshofes hatte im 19. Jahrhundert etwa 100 Bewohner. Vom Schloss erhalten geblieben ist nur der 4,5 m hohe und 80 x 80 m große Erdhügel. Auf ihm befinden sich drei erhöhte Stellen, die auf die Lage ehemaliger Gebäude hinweisen. Der Hügel liegt am östlichen Ortseingang von Erichshagen, der Amtsgarten genannt wird. Der Burggraben war Anfang des 20. Jahrhunderts noch sichtbar.
Die ehemalige Burgstelle ist erreichbar über einen ca. 200 m langen Damm durch die Niederung. Der Burghügel ist mit Bäumen und Brennnesseln bewachsen, wobei letztere als Ruderalflora einen Zeiger für die frühere Besiedlung darstellen. In den letzten Jahren wurde der Burghügel zum archäologischen Forschungsobjekt. Zur Zeit herrschen dort intensive Grabungsarbeiten.
Nienburger Journal 1990
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