- Objektname: Burg Plesse
- Ortslage/LK: Bovenden, OT Eddigehausen, Niedersachsen
- Koordinaten: N 51.59767, E 9.96585
- Nutzung: 1015 – 1660, 1821 Restaurierung
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- Bischof Meinwerk, Paderborn, 1015
- Hermann II. von Winzenburg, Graf von Plesse, 1138
- Landgraf Ludig von Hessen, 1447
- Dietrich IV. von Plesse, 1521
- Landgraf Wilhelm IV. von Hessen-Kassel, 1571
- Landgraf Moritz von Hessen-Kassel, 1614
- Landgraf Georg II. von Hessen-Darmstadt, (nach Belagerung), 1660
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- Ist-Zustand: Die Burg ist ein beliebtes Ausflugsziel. Gastronomie ist vorhanden.
- Recherchen: 2013 Exkursion: 14.08.2013
- Fundstellen: Wikipedia
Kartenauszug Google-Maps
Die Burg Plesse, auch Plesseburg oder Ruine Plesseburg genannt, ist eine mittel-alterliche Burgruine rund 7 Kilometer nördlich von Göttingen. Die Burg liegt am Solling-Harz-Querweg.
Die Ruine der Höhenburg steht im äußersten Nordwestteil des Göttinger Waldes. Sie befindet sich auf einem etwa 350 Meter hohen Bergsporn, sowie dem Südwestausläufer des 386 Meter hohen Wittenberges. Dieser liegt im Landkreis Göttingen östlich des Fleckens Bovenden, sowie oberhalb und östlich von dessen Ortsteil Eddigehausen. Ein paar Kilometer westlich verläuft in Süd-Nord-Richtung ein Abschnitt der etwa 200 m tiefer im Leingraben der fließenden Leine.
Die Burg Plesse wurde auf einem Felsen aus hellem Muschelkalk errichtet. Der Bergfried der Anlage hat heutzutage eine Höhe von 23 Metern bei 15,26 Meter Durchmesser (auf der Höhe des Burghofes), die Turmmauern haben eine Stärke von bis zu 4,24 Meter.
Der untere Bereich des Bergfrieds ist aus regelmäßigen Steinquadern errichtet und stammt noch aus dem 12. Jahrhundert. Das darüber liegende unregelmäßige Bruchsteinmauerwerk und der Zinnenkranz wurden bei den Restaurierungen des 19. Jahrhunderts ergänzt. Daneben existiert noch der 22 Meter hohe kleine Turm, der mit einem Durchmesser von gut 7 Metern erheblich schlanker ist und mit 2,25 Meter Mauerstärke im unteren Bereich auch deutlich weniger wehrhaft. Dieser Turm wurde als Wartturm an der exponiertesten Stelle des Bergsporns errichtet und wird auch als „Sydekum“ (Sieh‘ dich um) bezeichnet.
Der Zutritt zu beiden Türmen war ursprünglich nur über eine Pforte in etwa 10 Meter Höhe möglich. Erhalten, und im 19. und 20. Jahrhundert restauriert, sind außer den beiden Türmen noch derBurggraben, das untere (äußere) Tor, das mittlere Tor mit Pforthaus und auf der Hauptburg das sogenannte „Steinhaus“ und die Ruine der Kapelle. Auch von den Außenmauern sind noch erhebliche Reste erhalten – so die Mauer des „Caningartens“ in der Vorburg und Teile der Eckbastionen „Eichsfeld“ und „Catzengarten“.
Der heutzutage zugeschüttete Burgbrunnen wurde tief hinunter in den Felsen geschlagen. Einer Überlieferung zufolge soll vom Brunnen aus ein unterirdischer Gang zur Quelle Mariaspring geführt haben. Tatsächlich gab es einen Gang, über den Akten aus dem Jahre 1802 berichteten. Dieser Gang wurde im Ort Eddigehausen, der unterhalb der Burg liegt, gefunden, und verband die Burg mit dem Keller eines Wohnhauses der Domäne.
Die Burg Plesse wurde 1015 als Hausgut durch den Paderborner Bischof Meinwerk an Paderborn übertragen. Etwa 1138 wird Hermann II. von Winzenburg als Graf von Plesse bezeichnet.
Seit 1150 war die Burg Sitz der Edelherren von Plesse, die sich nach der Burg benannten. Kaiser Heinrich VI. tauschte 1192 die Burg Plesse gegen die Burg Desenberg bei Warburg (Westfalen) ein, aber der Tausch wurde schon 1195 wieder rückgängig gemacht.
Im Jahre 1447 trugen die Herren von Plesse ihren Eigenbesitz dem Landgrafen Ludwig von Hessen zu Lehen auf. Grund dafür war die Zersplitterung des Herzogtums Braunschweig-Göttingen.
Die führenden Adelsfamilien konnten sich den bedrängenden Auseinandersetzungen der Pfandinhaber nicht entziehen und suchten deshalb Schutz und Rückhalt bei einem anderen Landesherrn.
Das auf dem Quedlinburger Reliquiar abgebildete Wappen Helmolds II. aus dem Jahr 1209 ist die erste Darstellung eines Wappens der Herren von Plesse. Die Tingierung ist deutlich als Rot und Silber zu erkennen: Auf dem roten Schild befindet sich ein in Silber gehaltener, waagerecht ausgerichteter Maueranker, dessen vier Enden schneckenförmig nach innen eingerollt sind. In späteren Jahren wurde die permutierte Form – roter Maueranker auf silbernem Grund, zuweilen auch auf goldenem Grund – gebräuchlich.
Im Jahre 1536 wurde in der Herrschaft Plesse, zu der die umliegenden Dörfer gehörten, die Reformation eingeführt. Sie hatte schon zu Beginn durch den aus den Niederlanden geflüchteten Theologen Petrus Noyen van Weert (Wertheim), der von 1536 bis 1540 als Prediger auf der Plesse wirkte, einen reformierten Akzent.
Nachdem jedoch Martin Luther persönlich in einem von Dietrich III. von Plesse angeforderten Gutachten die Lehre des Niederländers als „nicht recht“ beurteilt hatte, kam die Herrschaft Plesse unter den Einfluss einer, von Göttingen her, lutherisch geprägten Theologie. Mit Dietrich IV. von Plesse starb 1571 der hier ansässige Stamm derer von Plesse aus. Eine Mecklenburger Linie des Geschlechts „von Plessen“ besteht bis heute. Landgraf Wilhelm IV. von Hessen-Kassel übernahm die Herrschaft Plesse als heimgefallenes Lehen.
Durch Landgraf Moritz von Hessen-Kassel wurde 1614 in der Herrschaft Plesse das reformierte Bekenntnis durchgesetzt. In den Jahren 1623/24 hielt sich dieser auch mit seiner Familie mehrfach auf der Burg auf. Nach einer Belagerung 1627 wurden Burg und Herrschaft Plesse vorübergehend an den Landgrafen Georg II. von Hessen-Darmstadt abgetreten. 1660 wurde die Burg endgültig aufgegeben und diente fortan den Einwohnern der umliegenden Dörfer durch Steinabbruch als Baumaterial.
Durch einen Tauschvertrag zwischen Preußen, dem Königreich Hannover und Kurhessen fiel die Herrschaft Plesse jedoch am 1. Mai 1817 an das Königreich Hannover. Ab 1821 wurden erste Restaurierungsarbeiten vorgenommen und in den Jahren 1853 bis 1864 wurde auf Initiative des hannoverschen Königspaares die Burg umfassend restauriert. Im 19. Jahrhundert war die Plesse ein beliebtes Ausflugsziel der Göttinger Studenten, dies auch, weil die Herrschaft Plesse aufgrund der Zugehörigkeit zu Hessen für das hannoversche Göttingen wie zollfreies Ausland behandelt wurde und dadurch günstigere Kaufpreise bot.
Die einstige Zugehörigkeit der Herrschaft Plesse zu Hessen, hat in kirchlicher Hinsicht- bis heute Spuren hinterlassen. Seit 1945 ist die Burg Plesse das Eigentum des Landes Niedersachsen. Seit 1978 gibt es den Förderverein „Freunde der Burg Plesse e.V.“, der sich der Burgenforschung widmet.